Herbst am Main
Wie jedes Jahr zur gleichen Zeit, war es auch dieses Mal soweit. Die Ruderausfahrt stand vor der Tür und jeder gab sein bestes dafür.
Traditionell wurden die Boote für die Ausfahrt schon am Freitag verladen. So blieb ausreichend Zeit, um die Ladungssicherung formschlüssig nach StVO § 22 Ladung, fachgerecht anzubringen und mehrfach zu überprüfen.
Am Samstagmorgen fuhren wir dann auch ohne Verzögerung direkt zum Anleger, kurz vor den Toren Wertheims. Für uns war der Anleger quasi der Ableger für die Erste Tagestour von Wertheim nach Bürgstadt. Nach dem Sektfrühstück wurden die Boote zu Wasser gelassen. Schon letztes Jahr holten wir uns an gleicher Stelle nasse Füße. Wir hatten aus Erfahrung gelernt. Auf der Wasseroberfläche spiegelten sich die Bäume und die Sonne wärmte uns mit ihren ersten Strahlen. Der Indian Summer hatte bereits eingesetzt. Oder wie wir sagen würden: „Der Altweibersommer ist da“!
Nach wenigen ruder-Minuten gab es einen ungeplanten Zwischenstopp. An Boot oder Crew waren Schrauben locker, die aber dank vorhandener Werkzeugkiste schnell angezogen wurden. Vorbei an ausgebuchten Campingplätzen, mit winkenden und fotografierenden Campern, war die Schleuse Faulbach zügig erreicht. Nach kurzer Wartezeit, durften wir die Niveauunterschiede überwinden. Die Temperaturen waren mittlerweile stark angestiegen, so dass sich von den ersten Kleidungsstücken getrennt wurde. Wir freuten uns auf die ausgiebige Pause in der Bucht von Prozelten.

Der ansässige Angelverein hatte uns schon im Vorjahr die Erlaubnis für die Nutzung seiner Anlage erteilt. Toiletten, Sitzgruppe und Zufahrt, sind ideal für ein Brunch unter freiem Himmel.
Doch plötzlich verdunkelte sich der Himmel. Ein Menschenberg mit scharfem Hund, der Vorsitzende, Toilettenbeauftragte und Fischerei Obmann des Angelvereins war über unsere Anwesenheit nicht erfreut. Dank geschickter Diskussionsführung, durften wir unsere Pause aber noch vor Ort beenden. Der Tisch bog sich unter den vorbereiteten Delikatessen und Getränken. Von herzhaft bis pikant, von süß bis sauer, Kaffee, Tee, Bier.. Ein 4**** Schlemmer-Buffet. Vielen Dank an alle Spender!
Vorbei an Freudenberg und Kirschfurt erreichten wir am Nachmittag unser Etappenziel Bürgstadt. Für die Übernachtung hatte uns Daniela im Hotel Adler untergebracht. Wunderbar zu Fuß erreichbar. Im Herzen der Altstadt. Gemeinsam ließen wir den Abend A la Carte ausklingen.
Die zweite Etappe begann mit Verkehrsverstößen im Umfeld des Frühstücksbuffets.
Die Corona bedingten Wege, waren nicht eindeutig ausgeschildert. So das hier Verwarngelder hätten ausgestellt werden müssen. Aber, wo kein Kläger,..
Kaum auf dem Wasser, hängten wir uns an ein Hotelschiff. An Miltenberg vorbei, schafften wir es in die Schleuse Kleinheubach. Auch das Team Werner, konnte auf der letzten Rille in die Schleuse einfahren.
Eine wunderbare Tour von Kleinheubach über Klingenberg nach Kleinwallstadt. Zahlreiche Vogelarten begleiteten uns auf diesem Abschnitt. Nilgänse, oder wie der Ruderer sagt, Alopochen aegyptiaca, säumten das Wiesen bewachsene Ufer. Die Frage stellt sich nun natürlich: Ob es auf dem Nil auch Maingänse gibt?
Nach der Sportbootschleuse Wallstadt, strandeten wir unterhalb der Altstadt, um zum „Hasen“ zu gelangen. Die Vorfreude einiger Insider, ließ gutes erhoffen. Ein schöner Tisch im Biergarten mit 500 Jahre Geschichte, bot für alle Platz. Die Getränke kamen zum Glück schneller. Vom Original – Riesen – Herbstburger, bis zum Sonntagsmenü wurde quer Beet bestellt. Sehr lecker!
Gestärkt ging es durch die Tretminen der erwähnten Gänse, zurück zu den Booten und auf die letzten Kilometer.
Sulzbach – Niedernberg – Obernau. Natur belassenes Ufer und ein natürliches Hochwasserschutzgebiet.
Kurz vor unserer Ankunft kam es unterhalb der Eisenbahnbrücke zu einem spektakulären Ereignis. Tsunami ähnliche Wellen, verursacht durch mehrere gleichzeitig passierenden Binnenschiffe und Yachten drohten unsere Boote zu verschlingen. Nur durch außergewöhnliche Steuerkünste gelang es zu stabilisieren und den Untergang zu vermeiden. Ein Ritt auf der Rasierklinge.
Die letzten Ruderschläge wurden zum ausrudern und lockern der Muskulatur genutzt. Wieder eine herrliche Tour, auf der alles passte und der Spaß und die Gemeinsamkeit im Vordergrund stand.
Herbst im Fluss Thomas W.
Der Strom trug das ins Wasser gestreute Laub der Bäume fort.
Ich dachte an alte Leute, Die auswandern ohne ein Klagewort.
Die Blätter treiben und trudeln, Gewendet von Winden und Strudeln
Gezügig, und sinken dann still. Wie jeder, der Großes erlebte,
als er an Größerem bebte, Schließlich tief ausruhen will.
Joachim Ringelnatz (1883 – 1934)